Das Schreibzimmer 2022 am Literaturhaus Frankfurt

Bewerbungsaufruf an Nachwuchsautorinnen und -autoren zwischen 12 und 19 Jahren

Das Schreibzimmer am Literaturhaus Frankfurt am Main geht 2022 neue Wege: Erstmals sind bereits Jugendliche ab 12 Jahren eingeladen, sich mit ihren Texten zu bewerben. Auch die Einteilung in eine Prosa- und eine Lyrikgruppe wird auf vielfachen Wunsch zugunsten eines genreübergreifenden Schreibens aufgelöst. »Alle Texte sind willkommen«, heißt es dazu von der Lyrikerin und Soundpoetin Rike Scheffler, die den Workshop für die 16- bis 19-Jährigen leitet. Für die Werkstatt mit den jüngeren Nachwuchsautorinnen und -autoren zwischen 12 und 15 Jahren konnte der preisgekrönte Jugendbuchautor Nils Mohl gewonnen werden, der erst kürzlich mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet wurde.

Schreibwerkstätten mit Rike Scheffler und Nils Mohl

»Ich freue mich auf jede Einsendung! Egal ob Geschichten, Gedichte, Essays, Songtexte, Tagebucheinträge, Slams oder Raps«, so Rike Scheffler. In ihrer Werkstatt stehen »Körper« im Mittelpunkt: »Wer bin ich? Wo hört der eine, eigene Körper auf, und wo beginnt ein anderer? Bin ich eine einzelne Einheit, ein Individuum oder immer auch ein Teil von Gemeinschaft?«

Bei Nils Mohl geht es um den Begriff #mensch, denn: »Geschichten und Gedichte kennt nur der Mensch. Der Mensch ist aber nicht nur einzigartig, er ist auch ziemlich rätselhaft. Manchmal auf eine lustige oder poetische Art, manchmal aber auch auf eine schockierende oder traurige. Und wie lässt sich nur mit dem Werkzeug der Sprache ausdrücken, was wir erleben und fühlen?« Diesen Fragen gehen die Jugendlichen schreibend an drei Wochenenden zusammen mit ihrem Werkstattleiter nach.

Rückblick

Bereits seit 2007 bekommt der literarische Nachwuchs im Jungen Literaturhaus Frankfurt die Möglichkeit, von etablierten Schriftstellerinnen und Schriftstellern zu lernen, sich literarisch auszuprobieren und Gleichgesinnte aus ganz Deutschland kennenzulernen. Das Schreibzimmer ist eine bundesweit in seiner Form einzigartige Förderung – auch dank der Partner und Förderer, die eine kostenfreie Teilnahme und somit eine Teilhabe aller ermöglichen. Mehr als 300 Jugendliche aus der ganzen Republik von Neuss bis Magdeburg, von Herbrechtingen-Bissingen über das Rhein-Main-Gebiet bis nach Oldenburg haben bisher daran teilgenommen.

Ein Angebot für viele Schreibende

»Das Schreibzimmer ist ab diesem Jahr noch einmal deutlich zugänglicher für junge Schreibende. Viele Kinder und Jugendliche experimentieren mit dem Schreiben und möchten außerhalb der Schule weiter an ihrem Talent arbeiten und sich ausprobieren, ohne sich auf eine Gattung festlegen zu müssen. Beides ist jetzt im Schreibzimmer möglich und ich möchte alle ermutigen, sich zu bewerben«, erläutert Benno Hennig von Lange, der das Junge Literaturhaus sowie das Schreibzimmer als Projektverantwortlicher seit 2014 leitet, das neue Konzept.

Jetzt bewerben!

Ab sofort und noch bis 12. Juni 2022 können sich Schreibinteressierte zwischen 12 und 19 Jahren aus ganz Deutschland mit eigenen Texten für die kostenlose Teilnahme bewerben. Angeboten werden an drei Wochenenden im Herbst parallel zwei Werkstätten: Eine für alle 12- bis 15-Jährigen unter der Leitung des Hamburger Jugendbuchautors Nils Mohl und eine für alle 16- bis 19-Jährigen mit der Berliner Lyrikerin Rike Scheffler, die bereits im vergangenen Jahr eine Werkstatt im Literaturhaus durchgeführt hat. Jedes Jahr gibt es ein individuelles Thema für jeden Workshop. Nils Mohl hat sich für den Titel „#mensch“ entschieden; bei Rike Scheffler wird es viel um „Körper“ gehen.

Die Werkstätten finden in diesem Jahr an folgenden Terminen im Literaturhaus Frankfurt statt: 17./18. September, 24./25. September und 8./9.Oktober. Zum Abschluss des Schreibzimmers gibt es am 2. Februar 2023 die feierliche Abschlusslesung im Literaturhaus mit allen Beteiligten. Dann erscheint auch die Anthologie mit einer Auswahl von Texten, die in den Werkstätten entstanden sind.

Wie können sich Interessierte bewerben?

Wer beim Schreibzimmer mitmachen möchte, schickt einfach ein bis drei Seiten mit Text(en) als Word- oder OpenOffice-Datei bis zum 12. Juni 2022 per E-Mail an Benno Hennig von Lange unter vonlange@literaturhaus-frankfurt.de. Es gibt keine thematischen Vorgaben, aber natürlich können sich alle gerne von den Themen der Werkstätten inspirieren lassen. Die Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfolgt beim Schreibzimmer immer anonym.

Inspiration, Selbstverwirklichung und Förderung

»Für junge Menschen, für deren Inspirationen, deren Ideen, ja deren Selbstverwirklichung gibt es in Frankfurt kaum eine hilfreichere Einrichtung als das Schreibzimmer des Literaturhauses«, sagt Dr. Günter Paul von der Ernst Max von Grunelius-Stiftung, die seit 2012 Förderer des Schreibzimmers ist.  Darum hat es die Ernst Max von Grunelius-Stiftung schon vor Jahren übernommen, dieses Vorhaben nachhaltig zu fördern und wird das Literaturhaus dabei auch weiterhin dauerhaft unterstützen.«

»Die Intensität des Schreibzimmers liegt in der Konstellation. Das Haus selbst spielt eine Rolle: Neoklassizismus in Sneakers. Die Widmung, das Zugewandte ist wesentlich: die Präsenz und Kompetenz zweier Autoren als Mentoren und Coaches. Und das Zusammenkommen formt den Charakter des Ganzen: Es ist gut, auf dem Weg einer Entwicklung, der Probe der Jugend, Gleichgesinnte zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen und, ja, auch zu messen«, meint Literaturhausleiter Hauke Hückstädt.

Das Schreibzimmer 2022 wird von der Ernst Max von Grunelius-Stiftung und der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung gefördert. Mit freundlicher Unterstützung von Rotary Club Frankfurt/Main Friedensbrücke sowie Rotary Frankfurt/Main International.

Die Leiterinnen und Leiter des Schreibzimmers

Ein Markenzeichen des Schreibzimmers sind die wechselnden Werkstattleiter. In der Regel werden sie nur ein bis zwei Mal verpflichtet, um das Angebot abwechslungsreich und vielfältig zu halten und immer wieder neue Impulse an den Nachwuchs heranzutragen. Und stets geht es auch um einen besonderen Kontakt, viele halten über Jahre eine Verbindung zu ihren ehemaligen Schülerinnen und Schülern aufrecht. Bisherige Schreibzimmer-Leiterinnen und -Leiter: Tamara Bach, Kirsten Fuchs, Lena Gorelik, Matthias Göritz, Norbert Hummelt, Ricarda Junge, Harriet Köhler, Karen Köhler, Nadja Küchenmeister, Björn Kuhligk, Peter Kurzeck, Dalibor Marković, Arne Rautenberg, Marcus Rohloff, Rike Scheffler, Jamal Tuschick, Antje Wagner und Uljana Wolf.

Erster Schritt in den Literaturbetrieb

Für eine Reihe von Autorinnen und Autoren, die bereits mit ersten Büchern für Aufmerksamkeit sorgen, war das Schreibzimmer die erste Station auf dem Weg zu weiteren Auszeichnungen und zum professionellen Schreiben. Bis heute fühlen sie sich deshalb besonders dieser Werkstatt und dem Literaturhaus Frankfurt verbunden. Zu ihnen gehören Yevgeniy Breyger, Juan S. Guse, Katharina Korbach, Nastasja Penzar und Martin Piekar.