Ausstellung »Der Riss« und das Festival »Europa der Muttersprachen«

bis Ende Juni im Literaturhaus Salzburg

Seit 1995 wird – erfunden von Literaturhaus-Leiter Tomas Friedmann – jedes Jahr das Festival »Europa der Muttersprachen« organisiert: Literatur, Film, Kunst und Musik aus einem europäischen Land, einer europäischen Sprache. 2018 widmet sich das Festival nicht einer bestimmten Kultur, sondern setzt in Ausstellung und diskursiven Veranstaltungen mit über 20 Autoren, Philosophen, Kritikern etc. aus 10 Ländern auf Themen wie Flucht, Grenzen, Identität, Integration, Nationalismus, Krise und Sinn in Europa. Die Beschäftigung mit europäischer Geschichte & europäischen Geschichten in allen Sprachen wird so neu fortgesetzt, denn für den Erfinder der Reihe besteht Europa nicht aus Vaterländern sondern aus Muttersprachen:

»Wer auf seiner Sprache beharrt, und sei es eine, die nur eine kleine Anzahl von Menschen als Muttersprache betrachtet, der sucht sich also keineswegs an das Abgelebte zu klammern, dessen Verschwinden notwendig ist und daher auch nicht zu betrauern wäre. Er stemmt sich dem Neuen, das kommen muß, nicht aus dumpfem Ressentiment entgegen, sondern sucht es, indem er das Menschenrecht der eigenen Sprache nicht preisgibt, zu humanisieren.« (Karl-Markus Gauß, »Das Europäische Alphabet«, Zsolnay 1997)

In den Monaten Mai und Juni 2018 sind u.a. Philipp Ther, Ilija Trojanow, Karl-Markus Gauß, Jelena Volicdie und Catalin Dorian Florescu zu Gast im Salzburger Literaturhaus.

Weitere Informationen zum Programm von »Europa der Muttersprachen« finden Sie unter: www.literaturhaus-salzburg.at

Den Rahmen für die Veranstaltungen im Jahr 2018 bildet die Ausstellung »Der Riss«. Basis für die Schau ist eine ungewöhnliche Graphic Novel: eine Fotoreportage in Form eines Comics, ein Reisebericht mit authentischem Bildmaterial – in vielerlei Hinsicht eine Grenzerfahrung.

Für das spanische Magazin »El País Semanal« machten sich der Fotograf Carlos Spottorno und der Journalist Guillermo Abril auf den Weg an die Außengrenzen der EU: von Melilla, der spanischen Enklave in Marokko, schwer bewacht und durch einen schier unüberwindbaren Zaun geschützt, bis in den Norden Finnlands und die Wälder Weißrusslands, wo NATO-Truppen für einen Grenzkonflikt mit Russland trainieren. Die Autoren merkten schnell, dass die europäische Grenze sehr viel komplexer ist, als dass man sie an einem einzigen Ort vollständig begreifen könnte. Sie trafen Flüchtende, Grenzsoldaten und Kommunalpolitiker und hielten ihre Erlebnisse in Wort und Bild fest. Ein einmaliges Dokument der Herausforderungen, die tagtäglich an den Grenzen der EU auftreten.

Das Buch »Der Riss« (Avant Verlag 2017, übersetzt aus dem Spanischen von André Höchemer) basiert nicht auf realen Ereignissen – es IST die Realität. Und es bringt die Leser und die Ausstellungsbesucher dazu, Europa mit anderen Augen zu sehen: »Ein notwendiges Zeitzeugnis, um zu verhindern, dass die Fehler von heute die Welt von morgen bestimmen.« (La Vanguardia)

Öffnungszeiten bis zum 28. Juni: Montag bis Donnerstag von 10 bis 17 Uhr sowie bei Abendveranstaltungen (bei Vormittagsveranstaltungen eingeschränkter Besuch)

Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie unter: www.literaturhaus-salzburg.at