Mit guten Büchern zu Hause bleiben

Die Lektüreempfehlungen der Literaturhäuser in Zeiten von Corona

Das Literaturhaus Stuttgart legt Ihnen u.a. aus formalästhetischen Gründen »Willkommen im Tal der Tränen« von Noemi Lerch mit Zeichnungen von Walter Wolff (verlag die brotsuppe) nahe.

Ein Buch, dass sich kaum beschreiben lässt. Man muss es anfassen, darin blättern, selber lesen. Ein Buch voller Überraschungen. Fein gebunden, jede Textseite aufs Schönste illustriert. Die Autorin Noemi Lerch lebt als Hirtin auf ihrem Hof, das schlägt sich im Text nieder. Und überraschenderweise entpuppt sich der Illustrator als Künstlerinnen-Duo: Alexandra Kaufmann und Hanin Lerch, die für die wunderbaren Zeichnungen gesorgt haben.

Das Literaturhaus Köln versammelt unter dem Hashtag #zusammenlesen Stimmen der Kölner Literaturszene, von Kölner Buchhandlungen und des eigenen Teams zusammen. Unter ihren Buchempfehlungen findet sich beipielsweise Patrik Svenssons »Das Evangelium der Aale« (Hanser Verlag).

Virtuos verbindet Patrik Svensson in seinem „Evangelium“ naturwissenschaftliche und kulturgeschichtliche Momente zu einem vielschichtigen Porträt einer vom Aussterben bedrohten Art. Dabei erschöpft sich der Text nicht allein in reinem nature writing – vielmehr zeigt er am Beispiel des Aals immer wieder die Grenzen aller menschlichen Erkenntnis und das Bedürfnis nach Wahrheit und Sinnstiftung auf. Als eine Art Heiliger Gral verweist der Aal so in Svenssons Text auch auf das Metaphysische, ohne dabei unsere ganz konkrete Verantwortung für die Umwelt aus den Augen zu verlieren. Dass der Aal für Svensson darüber hinaus eine ganz persönliche Bedeutung besitzt, offenbaren die Kapitel, die von der liebevollen Beziehung zu seinem Vater berichten. Ein Kleinod! (Markus Felsmann, Buchhandlung Siebter Himmel)

Literaturhaus Zürich stellt aus dem heimischen Wohnzimmer für das heimische Wohnzimmer Titel aus dem geplanten Programm vor. Ihre Empfehlung gilt dem Roman »Unter offenem Himmel« von Katharina Geiser (Jung und Jung Verlag).

Wir wollten euch unbedingt dieses Buch vorstellen, weil es einem sehr intensive, sehr schöne Lektürestunden schenkt, das einen durchaus auch herausfordert. Der Roman erzählt die Geschichte von fünf Generationen, fünf Frauen. Neben dem Handlungsgerüst glänzt der Roman mit einer sehr präzisen Sprache, Katharina Geiser schaut ganz genau hin, was sie uns erzählen will, sie erzählt eigentlich für alle mit ganz vielen kleinen Details, bis in die kleinsten Farbnuancen. Das ist alles sehr atmosphärisch und es ist sehr stimmungsvoll, dabei beängstigend aktuell. Es ist ein Buch, in dem wir auch lesen können oder lernen können, wie man mit einer Katastrophe umgeht, die das eigene Leben nachhaltig erschüttert.

Das Literaturhaus Villa Clementine in Wiesbaden setzt auf »Die Buchhandlung der Wünsche« von Shinsuke Yoshitake (Verlag Hermann Schmidt).

Ganz zauberhaft kommt diese Graphic Novel über einen Buchhändler daher, der seinen Kunden die tollsten Wünsche erfüllt: Nicht nur findet er für jede Leseratte die passende Lektüre, sondern hat auch Bücher im Regal, die Bäume wachsen lassen, den Weg zu Unterwasserbüchereien weisen oder nur bei Vollmond gelesen werden können. Tauchen Sie ein in dieses Kleinod der Buchkunst und entdecken Sie die Welt der Bücher und Buchhandlungen auf schillernde, fantasievolle Weise.

Das Literaturhaus Wien zeigt sich begeistert von dem Erzählband »Unter dem Fußboden« von Daniel Wisser (Klever Verlag). In der Rezension von Alexander Peer heißt es:

Daniel Wisser verfasst seit Jahren Prosa-Miniaturen, denen häufig eine epische Dimension innewohnt. Diese reizvolle dramaturgische Diskrepanz findet sich auch im jüngsten Buch, der Sammlung “Unter dem Fußboden”, erschienen im Klever Verlag. Den Kern dieser Roman-Miniaturen bildet in aller Regel eine historische Person, die durch ihre Motivation und bedingt durch geschichtliche Widrigkeiten in ein beispiellos tragikomisches Fiasko hineinstolpert. Dabei ist es gerade der berichtende Ton, der die Fallhöhe der Helden beträchtlich vermehrt.

Kristina Koehler vom Literaturhaus Frankfurt weiß, wie es sich aus der Nähe in die Ferne reisen lässt und schwört auf »Alle Welt« von Aleksandra und Daniel Mizielinski (Moritz Verlag).

Manchmal stelle ich mir vor, wie es wäre durch Wände zu gehen. Wenn ich dann ein Haus und noch ein Haus hinter mir lassen und ein paar Schränke, Betten und Bücherregale zur Seite schieben würde, stünde ich mittendrin im schönsten Kinderbuch-Paradies. Denn einer der großartigsten Kinderbuch-Verlage befindet sich quasi im Nachbarhaus. Und dort in den vier Wänden des Moritz Verlag ist die Reise noch lange nicht zu Ende… Denn das Landkartenbuch »Alle Welt« von Aleksandra Mizielinska und Daniel Mizielinski nimmt mich mit zu den Flamingos im Rhone-Delta, dem Kurzohrrüsselspringer in Südafrika und den blauen Bergen in Australien. Ich mache mich gleich mal auf den Weg …