»Weltreisende trifft Mexikaner«

Graphic Novels aus Slowenien. Ausstellung im Literaturhaus Wien vom 31.10. bis 16.11.2016

Slowenien besitzt eine lebendige Comicszene, die hierzulande wenig bekannt ist.
Die Schau »Weltreisende trifft Mexikaner« präsentiert zwei aktuelle Graphic Novels aus Slowenien mit starkem Österreich-Bezug: »Alma M. Karlin: Weltfrau aus der Provinz« – Zeichner: Jakob Klemencic, Szenario: Marijan Pušavec – erzählt die Geschichte der 1889 in Österreich-Ungarn geborenen und 1950 in Jugoslawien gestorbenen Reiseschriftstellerin Alma Karlin.
Die Serie »Die Mexikaner« – Zeichner: Zoran Smiljanic, Szenario: Marijan Pušavec – erzählt von dem unglücklichen Mexiko-Engagement Kaiser Maximilians I aus der Sicht eines Slowenen, der als Freiwilliger im Heer des Habsburgers nach Mexiko kam.

Anlässlich der Schau Weltreisende trifft Mexikaner hat der Szenarist der beiden präsentierten Alben, Marijan Pušavec, ein fiktives Treffen der beiden Protagonisten als Comic-Episode entworfen:
»Als Alma M. Karlin im Sommer 1921 von Panama nach San Francisco reiste, legte ihr Dampfer für einen Tag auch im Hafen Mazátlan an der westmexikanischen Küste an. Wie in solchen Fällen üblich, ging die Weltreisende aus Celje an Land und nahm sich die Zeit für einen Bummel durch die Stadt, um das Lokalkolorit und die Bewohner zu studieren. Dabei erregten etliche Gesichter ihre Aufmerksamkeit, die von der allgemeinen Physiognomie der Einheimischen abwichen; als sie in einem Gasthaus genauer hinhorchte, brachten sie in all dem singenden Spanisch einige Brocken Deutsch aus der Ruhe. Mit unverhohlener Neugier blickte sie um sich und suchte mit den Augen jemanden, der ihr erklären würde, wie es dazu kam, dass in diesem alten Hafen Deutsch gesprochen wurde. Zu ihr setzte sich ein etwas älterer Mann mit langem Haar, dessen Gesicht sehr europäische Züge aufwies. Sie begannen sich auf Spanisch zu unterhalten, und als Antonio, wie der Mann hieß, erfuhr, dass Alma aus Österreich kam, fing er an in einem klobigen Deutsch zu sprechen. Ein Wort ergab das andere, und Antonio erzählte der neugierigen Reisenden seine Lebensgeschichte. Sein Vater, Štefan Brus, entstammte dem österreichischen Kronland Krain. Vor sechzig Jahren war er als Freiwilliger dem Korps Kaiser Maxilimians, des jüngeren Bruders Franz Josefs, des Kaisers von Österreich, beigetreten. Antonios Vater hatte ein Abenteuer über den Teich gezogen, das einträglich zu werden versprach, das für ihn jedoch ähnlich erbärmlich hätte enden können wie für Maximilian, der nach einigen Jahren der Regentschaft von den Mexikanern erschossen wurde. Durch eine Verkettung von Umständen überlebte Štefan Brus mit einigen Kratzern, lernte die Einheimische Maria kennen, zeugte mit ihr ein Kind und beschloss, in Mexiko zu bleiben. Antonio hatte noch zwei Brüder und eine Schwester, und mit zwanzig zog ihn das Goldfieber, das damals im Golf von Kalifornien grassierte, aus der Stadt Zihuatanejo nach Norden. Er fand nicht eben viel Gold, aber ihm blieb genug für ein ruhiges Alter und für seinen täglichen Burrito. Alma schrieb, wieder an Bord, unter dem Eindruck der ungewöhnlichen Begegnung in ihr Reisetagebuch: Wie unvorhersehbar unsere Leben und Schicksale sind! Wo man nicht überall auf seine Landsleute trifft!«

Ausstellungsgestaltung: Metka Dariš

Die Ausstellung ist eine Kooperation mit der Slowenischen Buchagentur und SKICA, dem Slowenischen Kulturzentrum in Österreich.

Ausstellungseröffnung: Fr, 28.10.2019, 19.00 Uhr
Ausstellungsdauer: Mo, 31.10.2016–Mi, 16.11.2016
Öffnungszeiten: Mo–Do 9.00–17.00 Uhr

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Website des Literaturhauses Wien