Foto © Sebastian Schramm
Ein Literaturhaus in der Main-Metropole zu errichten – das war für eine Gruppe engagierter Frankfurter Bürger 1989 ein Projekt mit Zukunft. Zwei Jahre später feierte das Literaturhaus Frankfurt am Main e.V. Eröffnung und ist seither der Ort in Frankfurt und der Metropolregion für die Begegnung und Auseinandersetzung mit den Literaturen, Künsten, Medien und Wissenschaften unserer Gegenwart. Neben Autorenlesungen veranstaltet es Diskussionsrunden, Symposien, Tagungen, Lesungskonzerte, Partys sowie Kinderbuch-Sonntage, Schülerlesungen, Schreibwerkstätten und im Kolleg Schöne Aussicht Wissensreisen und Fortbildungen für Lehrer. 2005 zog das Literaturhaus in die neue, wiedererrichtete Alte Stadtbibliothek Frankfurts, die neben der guten Lage vor allem auch vielfältigere und größere Veranstaltungsräume bietet. Das Literaturhaus in der Rekonstruktion der Stadtbibliothek von 1825 ist eines der prächtigsten Gebäude für die lebendige Vermittlung von Literatur in Europa.
Seit seinem Beginn schaut das Literaturhaus auf eine lange Reihe von literarischen Veranstaltungen mit international bekannten Gästen zurück. Wechselnde ehrenamtliche Vorstände und zwei Leiter haben die Institution vor Hauke Hückstädt geprägt: Bedeutende Schriftsteller und Künstler waren und sind immer wieder Gäste des Literaturhauses, darunter Elfriede Jelinek, Adam Zagajewski, Robert Gernhardt, Imre Kertész, Alexander Kluge, Friederike Mayröcker, Jonathan Franzen, Jeffrey Eugenides, Umberto Eco, Cees Nooteboom, Herlinde Koelbl, Tom Tykwer, Margarete Mitscherlich, Durs Grünbein, Christian Kracht, Marcel Reich-Ranicki, Daniel Kehlmann, Michel Houellebecq, Peter Kurzeck, Herta Müller, Paul Auster, Yasmina Reza, Karl Ove Knausgård und viele andere.
Neben den klassischen Lesungsformaten gibt es jährlich Partys wie den Tanz in den Mai und die Open Party zur Frankfurter Buchmesse sowie seit 2012 auch die Hotlist-Preisverleihung und die Party der unabhängigen Verlage. Neben der traditionsreichen Diskussionsveranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Rundfunk „Schöne Aussichten – Das Frankfurter Literaturgespräch“ werden aber auch immer wieder neue Formate initiiert, so beispielsweise 2012 „Acht Betrachtungen – Schreib mir, was du siehst“, eine Kooperation mit dem MMK Frankfurt. Alljährlich im September sind die sechs Autoren der Shortlist des Deutschen Buchpreises zu Gast im Literaturhaus. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt liest der jeweilige Inhaber der Stiftungsgastdozentur Poetik zum Abschluss im Literaturhaus aus seinen Werken.
In einer Dauerausstellung sind seit 2015 in Kooperation mit der Stiftung Buchkunst die Schönsten deutschen Bücher im Literaturhaus zu sehen. Seit 2017 bietet das Literaturhaus „Shared Reading“ an, und mit „Frankfurt, deine Geschichte. Literatur in Einfacher Sprache“ wurde zusammen mit dem Historischen Museum Frankfurt und der Stabsstelle für Inklusion der Stadt Frankfurt ein Pilotprojekt zu literarischen Texten in Einfacher Sprache initiiert.
Auch für Kinder und Jugendliche macht das Literaturhaus Frankfurt Programm: Neben den Kinderbuch-Sonntagen und Schülerveranstaltungen gibt es mit dem „Schreibzimmer“ Schreibwerkstätten für Jugendliche unter Anleitung profilierter Autoren wie Arne Rautenberg, Antje Wagner und Kirsten Fuchs, seit 2016 gibt es mit „Wörtermeer“ ein weiteres Projekt im Bereich kultureller Bildung für Schüler aus Frankfurt und der Region. Das Kinder- und Jugendprogramm findet seit 2010 unter der Marke Junges Literaturhaus statt.
Das KOLLEG SCHÖNE AUSSICHT ist das Literaturhaus Frankfurt für Lehrer aller Fächer und Stufen aus Frankfurt und Umgebung und bietet seit 2011 Austausch auf Augenhöhe; es vernetzt Kultur und Schule und setzt in der schulübergreifenden Gemeinschaft des KOLLEGs kreative Impulse.
2005 erhielt das Literaturhaus Frankfurt den „Binding-Kulturpreis“ für seine Aktivitäten und seine Bedeutung für das kulturelle Leben in der Stadt Frankfurt.
Leitung: Hauke Hückstädt
Geboren 1969 in Schwedt an der Oder, Publizist und Autor, leitet seit 2010 das Literaturhaus Frankfurt am Main. 1984 Ausreise in die BRD. Tischlerlehre und Studium der Germanistik und Geschichte in Hannover und dort bis 2000 tätig in der Leitung des Literarischen Salon Hannover. Von 2000 bis 2010 verantwortete er das Literarische Zentrum Göttingen. Von ihm erschienen Gedichte, Kritiken, Aufsätze und Übersetzungen in Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien. Außerdem die Gedichtbände „Matrjoschkaschritt“ (1996) und „Neue Heiterkeit“ (2001). Als Herausgeber erschienen u.a. „Dominik Graf – Verstörung im Kino“ (1998), „Das begehbare Feuilleton – Gespräche und Berichte aus dem Kulturbetrieb“ (2007), „Deutschstunden. Autoren über Emil Nolde.“ (2014), “Acht Betrachtungen I & II. 8 Autoren, 8 Kunstwerke” (2013 & 2016) sowie zuletzt „95 Anschläge. Thesen für die Zukunft (2017).
Foto © Hannes Windrath