Europa der Muttersprachen 2017: Ukraine

3-Tages Festival im Literaturhaus Salzburg

Mittwoch, 26. April 2017:

Kateryna Babkina , Mariana Sadovska , Natalka Sniadanko
Europa der Muttersprachen 2017: Ukraine 1

Mi, 26.04.2017, ab 17 Uhr
Genre: Film, Vernissage (ab 19 Uhr), Literatur & Musik (19.30 Uhr)
Veranstalter: Verein Literaturhaus
Eintritt: € 10/8/6 inkl. Ukraine–Buffet, Film & Vernissage: frei

Zum Auftakt des Ukraine-Festivals (Europa der Mutter­sprachen) werden um 17 Uhr ukrainische Kurzfilme vom Dokumentarfilm-Festival „86“ gezeigt. Die Künstlerin Yevgenia Belorusets eröffnet um 19 Uhr die Foto-Ausstellung „Die Siege der Besiegten“ mit. Danach folgen Lesungen von Kateryna Babkina und Natalka Sniadanko (Moderation: Mariya Donska, deutsche Lesung: Christiane Warnecke) und um 21 Uhr unbekannte ukrainische Musik von Mariana Sadovska.

Die Heldinnen von Natalka Sniadanko und Kateryna Babkina sind junge ukrainische Frauen, die Grenzen der bekannten Welt überschreiten und denen ein mühsam ergattertes Schengen-Visum die Tore eröffnet, um skurril-gefährliche Abenteuer zu erleben.

Nach ihrem sozialkritisch-ironischen Roman „Frau Müller hat nicht die Absicht, mehr zu bezahlen“ (2016) über Frauen in der Fremde geht es in Sniadankos neuem Roman „Sammlung der Leidenschaften“ (2017) um Liebe und Emanzipation einer „galizischen Frau“ in Lemberg und Freiburg.

Die Suche nach ihrem Vater führt in Babkinas Roman „Heute fahre ich nach morgen“ (2016) über die Grenze nach Polen, Berlin und zu Schmugglern an der albanisch-montenegrinischen Grenze. Die Autorin – bereits als Lyrikerin bekannt – ist mit ihrem ersten Roman eine der größten Entdeckungen in der Literatur der letzten Jahre in der Ukraine.

In ihrem Solo-Programm „Ukrainian Callings“ lädt Mariana Sadovska zu einer musikalischen Reise in entlegene ukrainische Landstriche ein. Dort hat die bekannte Sängerin von Frauen heidnische Rituale, altmodische Hochzeitslieder und verwegene Karpaten-Songs gesammelt – Jahrhunderte alte, unbekannte Gesänge, die mündlich überliefert die Sowjet-Ära überstanden.

Donnerstag, 27. April 2017:

Juri Andruchowytsch , Mariana Sadovska
Europa der Muttersprachen 2017: Ukraine 2

Do, 27.04.2017, ab 17 Uhr
Genre: Film (17 Uhr), Literatur & Musik (19.30 Uhr)
Veranstalter: Verein Literaturhaus
Eintritt: € 10/8/6 inkl. Ukraine–Buffet

Der zweite Ukraine-Abend des Festivals Europa der Mutterprachen 2017 beginnt wieder um 17 Uhr mit einem Spielfilm: „The Tribe“ (orig. „Plemja“) von ­Myroslaw Slaboschpyzkyj erzählt die Geschichte eines gehörlosen Jugendlichen, der in einem ukrainischen Gehörloseninstitut eine Welt von Brutalität und Anarchie erlebt. Der Film ist in Gebärdensprache ohne ­gesprochene Dialoge und erklärende Untertitel – mehrfach ausgezeichnet überschlugen sich die Kritiken: „Was ­­für ein faszinierender Film“ (The Guardian), „der intensiveste Film des Jahres 2015“ (Rolling Stone).

Nach einer Pause startet um 19.30 Uhr das literarische Programm, das sich ganz Juri Andruchowytsch, internationaler Star der ukrainischen Literaturszene, widmet. Für sein jüngstes Buch „Kleines Lexikon intimer Städte“ (2016) wurde Andruchowytsch „der poetische Landvermesser“ (FAZ) genannt. Im Ukrainischen trägt das Buch den Untertitel „Beliebiges Hilfsmittel für Geopoetik und Kosmopolitik“. Moderation: Mariya Donska.

Und um 21 Uhr tritt die Musikerin und Sängerin Mariana Sadovska auf. In ihrem poetischen Programm „The Night Is Just Beginning“ beschäftigt sie sich mit der Poesie des populären Dichters Serhij Zhadan und der Autorin Lyuba Yakimchuk, beide aus der Ost-Ukraine, denen sie Stimme und Tasten leiht. Und vielleicht gibt es „Überschneidungen“ mit Juri Andruchowytsch, der immer wieder mit Musikern auftritt.

Freitag, 28. April 2017:

Andrej Kurkow , Tanja Maljartschuk , Taras Prochasko
Europa der Muttersprachen 2017: Ukraine 3

Fr, 28.04.2017, ab 17 Uhr
Genre: Film, Literatur (19.30 Uhr) & DJ-Party mit Kollektiv Tanzbar (ab 22 Uhr)
Veranstalter: Verein Literaturhaus
Eintritt: € 10/8/6 inkl. Ukraine–Buffet

„Mein Glück“ – gedreht in den ukrainischen Städten Schostka und Schors erzählt der Spielfilm des bekannten Regisseurs Sergej Loznitsa von Begegnungen in der postsowjetischen Gesellschaft – eröffnet um 17 Uhr den letzten Abend des Ukraine-Festivals. Ab 19.30 Uhr lesen drei Autoren: Tanja Maljartschuk, Taras Prochasko und nach einer Pause Andrej Kurkow. Moderation: Mariya Donska und Tomas Friedmann (Deut. Lesung: Peter Arp). Und ab 22 Uhr legen die DJs vom „Kollektiv Tanzbar“ Musik aus Ost und West zum Tanzen auf!

Taras Prochasko gelingt mit „Daraus lassen sich ein paar Erzählungen machen“ (2009) ein poetisches und gleichzeitig tief in der Geschichte verankertes Buch. Familienerinnerungen, morgendliche Menschenschlangen, um Kaffee oder Milch zu kaufen, Züge in die Berge, Portraits von Bob Marley und Bars in Iwano-Frankiwsk – Prochaskos Welt ist voll von lebensechten und verrückten Details.

Eine fiktive Landschaft wird in der „Biografie eines zufälligen Wunders“ (2013) von Tanja Maljartschuk entworfen. Aus der Sicht eines Schulmädchens und später einer jungen Frau wird die unerträgliche Wirklichkeit der neunziger Jahre mit Armut, Ungerechtigkeit und Gewalt gezeigt. Die Hartnäckigkeit der absurden Realität mischt sich mit der Möglichkeit eines „zufälligen Wunders“.

Die Verbindung von Skurril-Realem und Fantastischem zeichnet auch die Werke von Andrej Kurkow aus. In seinem neuen Roman „Die Welt des Herrn Bickford“ (2017) wirft der ukrainische Bestsellerautor wieder einen satirischen Blick auf die „sowjetische Mentalität“, die auf einer märchenhaft-melancholischen Reise durch die Taiga erkundet wird.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.literaturhaus-salzburg.at