Der Mai in den Literaturhäusern
Literatur und die literarische Vielfalt gehören gefeiert! Das hat nicht zuletzt die diesjährige Leipziger Buchmesse bewiesen, auf der wir als Netzwerk mit Andrea Karimé die Trägerin des Preises der Jungen Literaturhäuser 2023 verkünden durften. Wir beweisen es auch mit unseren Festivals im neuen Monat und lassen dabei keinen Maitag ungenutzt. Der erste Countdown läuft: Vom 4. bis 7. Mai laden wir Sie zum 19. Internationalen Lyrikfestival ins Literaturhaus Basel. Lesungen zeitgenössischer Autorinnen und Autoren knüpfen sich an Schreibworkshops für Schulklassen und Laien, interdisziplinäre Ansätze lassen das Potenzial von Lyrik offenbar werden, auch wird für ihr poetisches Werk Anna Hetzer mit dem Basler Lyrikpreis 2023 geehrt. Ziehen Sie mit uns im Anschluss sofort nach Stuttgart, wo am 11. Mai das von Lena Gorelik kuratierte Literaturfestival »Schreiben, während die Welt geschieht« eröffnet. Treffen Sie literarische Größen wie Chimamanda Ngozi Adichie, A. L. Kennedy, Behzad Karim Khani und Theresia Enzensberger und feiern Sie im »Blütenrausch« den Frühlingsmarkt der unabhängigen Verlage. Mit der Filmretrospektive »Optische Literatur«,mit frühen Kurzfilmen zu Pop und Poesie stimmen wir Sie zudem schon auf das im Juni stattfindende Festival »Assemblage Berlin. 60 Jahre Literatur intermedial« am Literarischen Colloquium Berlin ein, welches das Literaturschaffen in den Kontext der Digitalisierung und der globalisierten Zirkulation stellt.
Mit dem Mai 2023 jähren sich jedoch auch die 1933 durchgeführten öffentlichen Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten. Mit Ausstellungen, Themenabenden und Lesungen aus Werken der damals verfemten Autorinnen und Autoren gemahnen Kulturveranstalter an die Unterdrückung und Verfolgung Intellektueller. Den Aktionen zum Opfer fiel auch das Berliner Institut für Sexualwissenschaft, das Magnus Hirschfeld 1919 im Kontext einer linksliberalen Sexualreformbewegung gründete. Am Literaturhaus München sprechen unter dem Titel »Zuerst brannten die Bücher« der Medizinhistoriker und Autor Rainer Herrn und die Journalistin Magdalena Pulz über das Institut und den zerstörerischen Hass, den es schließlich erfuhr. Verbrannt wurden auch die Werke von Irmgard Keun, der das Literaturhaus Köln einen Abend widmet. Annette Keck spricht über die Autorin, die am Landgericht Berlin eine Schadensersatzklage gegen die Gestapo einreichte, nachdem ganze Druckauflagen ihrer Bücher »Gilgi, eine von uns« und »Das kunstseidene Mädchen« beschlagnahmt und vernichtet werden, sie nicht frei publizieren darf. Marylu Poolman liest ausgewählte Textpassagen. Im Literaturhaus Halle wird im Rahmen einer Podiumsdiskussion auf das Projekt »Verbrannte Orte« verwiesen, das mittlerweile 160 Bücherverbrennungen dokumentierte. Fotografisch werden die betroffenen Orte in ihrer heutigen, alltäglichen Wirkung präsentiert. Auch im eröternden Gespräch wird der Bogen von den konzertierten Aktionen des Jahres 1933 zur Bedeutung von Demokratie und Meinungsfreiheit heute geschlagen. Auch »Hamburg liest verbrannte Bücher«. Am dortigen Literaturhaus sucht der Sprachakrobat Bas Böttcher im Wechselspiel mit den Originalen slam-poetische Antworten auf Kurt Tucholsky, Joachim Ringelnatz, Heinrich Heine und Mascha Kaléko.
Der Fernsehsender ARTE präsentiert Literatur im Mai.