Literaturhaus Zürich

Im Jahre 1834 gründete sich am Limmatquai im Zentrum Zürichs die „Museumsgesellschaft“ – eine private Lesegesellschaft, die zum Zwecke der Bildung und Erbauung Bücher und Zeitschriften bereit stellte. In der heute noch genutzten denkmalgeschützten Bibliothek und im Lesesaal pflegten z. B. auch Lenin und Joyce zu studieren. Aus dieser reichen Tradition entstand 1999 das Zürcher Literaturhaus, dessen Trägerverein die „Museumsgesellschaft“ ist. Unterstützt wird das Haus maßgeblich von der Stadt Zürich, Hauptsponsor ist die Zürcher Kantonalbank.

Die Veranstaltungen widmen sich deutschsprachiger ebenso wie internationaler Literatur. Besonders wird der Austausch innerhalb der mehrsprachigen Schweizer Literatur gefördert. Regelmäßig finden in Zürich Lesungen französischsprachiger und italienischsprachiger Autoren statt. Umgekehrt lesen Deutschschweizer Schriftsteller in Genf und Lausanne, Bellinzona, Chiasso und Lugano. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die interdisziplinäre Arbeit und diskursive Formate: In den Reihe „Was jetzt?“ debattieren zwei Gäste aus ganz unterschiedlichen Wissensgebieten zu Gegenwartsthemen aus kulturellen, gesellschaftlichen oder ästhetischen Perspektiven. Unter dem Titel „Unruhe über Mittag“ finden in losen Abständen über Mittag Diskussionen zu aktuellen Themen statt, die in der Stadt für Gesprächsstoff sorgen. Das Literaturhaus engagiert sich in Kooperationen mit Filmfestivals, Museen und vielen anderen Institutionen in der Stadt. Auch neue Literaturtalente werden gezielt begleitet. Für Kinder und Jugendliche wurde die Aktion „Schulhausroman.ch“ geschaffen. Dabei schreiben Schulklassen gemeinsam mit einem Autor an einem Roman, der im Netz publiziert wird. Seit über zehn Jahren schreibt das Literaturhaus jeden Monat einen offenen Schreibwettbewerb zu einem jährlich wechselnden Thema aus. Die besten Texte des Concours werden als Buchedition herausgegeben. Und im „Denkraum“ bietet das Literaturhaus Zürich für jeweils zwei bis drei Monate ein Schreibzimmer für junge Autoren und Wissenschaftler an. Ihr Privileg soll sein, ungestört in einem eigenen Raum an einem schon vorhandenen (Forschungs)Projekt zu schreiben und überarbeitete Auszüge oder Essenzen davon einer kulturinteressierten Leser- und Zuhörerschaft zu präsentieren. Mit der Rezeption als Spiegel der Literatur beschäftigt sich der „Kritikerworkshop“ zu Neuerscheinungen aus Osteuropa. Seit 2011 hat das Literaturhaus auch eine Writer-in-Residence-Wohnung, in der jeweils halbjährlich ein Autor, eine Autorin zu Gast ist. Der Bogen der bisherigen Gäste reicht von Indien über die Türkei und Finnland bis nach Argentinien und in die USA.

Die Veranstaltungen werden teils von Institutionen wie der Oertli-Stiftung zur Förderung der Mehrsprachigkeit und der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia u. a. unterstützt.


Leitung: Dr. Gesa Schneider

schneiderGesa Schneider wuchs in der Westschweiz auf und hat an den Universitäten von Lausanne, Berlin und Zürich Germanistik, Philosophie, Französisch sowie Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft studiert. Sie war als Assistentin an der Section d‘Allemand der Universität Lausanne tätig, wo sie 2006 mit einer Arbeit über Kafka und Fotografie promoviert hat. Sie tritt zum 1. November 2013 in der Museumsgesellschaft die Nachfolge von Beatrice Stoll an, die das Literaturhaus mit aufgebaut und in den letzten dreizehn Jahren erfolgreich geleitet hat.