»Gibt es so etwas wie einen Stil der Homosexuellen, gibt es homosexuelle Romanciers im
Gegensatz zu Schriftstellern mit homosexuellen Neigungen? […] Kann es die Aufgabe der Literaturkritik sein, biologistische Kriterien zu kanonisieren, die von den Biologen jede Saison ausgewechselt werden?« – Hubert Fichte, Die Geschichte der Empfindlichkeit. Homosexualität und Literatur I (1982)
Homosexualität ist nicht erst seit Hubert Fichte einer der zentralen Topoi der europäischen Literatur. Die Wahrnehmung und Darstellung von gleichgeschlechtlicher Liebe, von Begehren und Beziehungen in den Epochen der Literaturgeschichte war stets von gesellschaftlichen Bedingungen und Verhältnissen abhängig – und dies ist bis heute so geblieben. Traditionen sind wichtig, wenn es darum geht, das in vielen Ländern immer noch sehr heiße Eisen »Homosexualität« anzufassen. Rückwirkend kann auch Literatur kurz- oder längerfristig einen Einfuss auf gesellschaftliche Entwicklungen haben. Zentrale
Bedeutung für die Arbeit als Schriftsteller_in, aber auch für die Rezeption von Literatur spielt der Begrif der Erfahrung: Welche Bedeutung hat die eigene sexuelle Orientierung für den Umgang mit Texten? Wie entstehen aus biographischen, literarischen und gesellschaftlichen Erfahrungen literarische Verfahren, Formate, Stillagen? Und was wiederum macht die Rezeption der Texte mit den Autor*innen?
Das Literarische Colloquium Berlin gestaltet ein dreitägiges Festival mit literarischen und gesellschaftlichen Stellungnahmen zu den Parametern Maske, Körper, Schrift u. a. von Perihan Mağden (Türkei), Abdellah Taïa (Frankreich), Izabela Morska (Polen), Luisge Martín (Spanien) und Niviq Korneliussen (Grönland) und Antje Rávic Strubel (Deutschland). Weitere Stimmen aus Wissenschaft und Publizistik wechseln sich mit Musik und Performances ab. Zudem wird das Festival von einer Doppelausstellung aus Texten von Hubert Fichte und den fotografischen Arbeiten Leonore Maus begleitet.
Das vollständige Programm und dessen Akteure finden Sie hier.