Das existentielle menschliche Gefühl der Sehnsucht, die sich in ihrem bittersüßen Schmerz kaum in andere Sprachen übersetzen lässt, war schon immer zentrales Motiv künstlerischen und literarischen Schaffens – von sehnsüchtigen Minneliedern bis in die Gegenwartsliteratur. Das vergebliche Begehren und schmerzliche Verlangen nach dem Unerreichbaren hat über viele Jahrhunderte literarische Blüten getrieben. Mit der Moderne indes zogen vielfach Ernüchterung und Realitätssinn ein; doch seit einiger Zeit ist die Sehnsucht zunehmend präsent. Folgt man den Soziolog*innen Swetlana Boym und Zygmunt Baumann, grassiert sogar eine »globale Nostalgie-
Epidemie«. Diese hat weitreichende gesellschaftliche und politische Folgen: Die Sehnsucht nach Kontinuität und Stabilität in einer fragmentierten, zunehmend unübersichtlich gewordenen Welt verklärt oft das Vergangene. Überkommen Geglaubtes wird wieder sag- und publizierbar und steht für uneinlösbare Heilsversprechen. Über den Charakter der Sehnsucht, die gleichsam destruktiv wie auch schöpferisch wirken kann, kommen wir über drei Tage ins Gespräch mit deutschsprachigen und internationalen Gästen aus Literatur, Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft – wir erwarten Sie sehnsuchtsvoll!
Vier ausgewählte Filme begleiten zudem das Festival im atelier am bollwerk. Und ein „zwischen/miete Spezial – Junge Literatur in Stuttgarter WGs-Format“ lädt unser jüngeres Publikum ein zur Sehnsuchts-Late-night-show im Kunstverein in den Wagenhallen mit Lesungen, Performance, Musik und Visuals.
Gefördert vom Innovationsfonds des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, in Zusammenarbeit mit der Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg, der Akademie Schloss Solitude und dem atelier am bollwerk.
Weitere Informationen unter www.literaturhaus-stuttgart.de