Das Netzwerk der Literaturhäuser fordert in einem offenen Brief an Staatsministerin Claudia Roth, die geplante Kürzung der Bundesmittel für die Kulturfonds zurückzunehmen.
Sehr geehrte Frau Staatsministerin Claudia Roth,
das Netzwerk der Literaturhäuser – als Verbund literaturvermittelnder Häuser im deutschsprachigen Raum – fordert dringend, die geplanten Streichungen der BKM-Mittel für den Deutschen Literaturfonds wie auch für den Deutschen Übersetzerfonds abzuwenden. Die Arbeit beider Bundeskulturfonds ist für die deutschsprachige Literaturlandschaft unentbehrlich!
Im Frühjahr 2023 wandten wir uns mit einem differenzierten Appell an Sie und alle Kulturförderer. In das beunruhigende Bild des ungelindert drohenden Finanzierungskollaps‘ der Literaturvermittlung setzt der Bund nun eine weiteres Zeichen der Verunsicherung und Schwächung. Die Stärkung der Bundeskulturfonds durch einen Aufwuchs an Mitteln aus dem Bundeshaushalt galt in den letzten Jahren, in denen der Literaturfonds und der Übersetzerfonds im Rahmen von NEUSTART KULTUR Großartiges geleistet haben, als eines der wichtigsten Vorhaben des Koalitionsvertrages.
Eine Kürzung der Mittel der Bundeskulturfonds wird einschneidende Spuren in der Arbeit vieler Kreativer in der Literaturszene hinterlassen. Kürzungen von mehr als 30% konterkarieren die erfolgreiche Aufbauarbeit, die die Fonds in den letzten Jahren verstärkt geleistet haben – von der zeitgemäßen Erschließung neuer Förderfelder über die Ermöglichung einer großen Zahl wichtiger neuer Bücher bis hin zur Vergabe von Preisen.
Als Netzwerk der Literaturhäuser sind wir dem Qualitätsverständnis der Bundeskulturfonds stark verbunden. Wir sind Teil der für eine aufgeklärte demokratische Gesellschaft unerlässlichen Buch-, Debatten-, und Lesekultur. Auch wir unterstützen und nutzen die Arbeit von Autor:innen, Übersetzer:innen und Vermittler:innen. Eine verlässliche Förderung der Bundeskulturfonds halten wir für unerlässlich. Sie sollten sie stärken und schützen, nicht entkräften. Ansonsten wird das literarische Feld bald stumm, arm und eindimensional sein. Die literarische Landschaft in Deutschland hat mehr als einen guten Ruf zu verlieren. Eine Rücknahme des festgeschriebenen Regierungsvorhabens können und wollen wir uns nicht vorstellen. Darum fordern wir, den Ausbau der finanziellen Ausstattung der Bundeskulturfonds wie geplant durchzuführen.
Mit freundlichen Grüßen,
Hauke Hückstädt (Literaturhaus Frankfurt), Vorstandvorsitzender des Netzwerks der Literaturhäuser
Tomas Friedmann (Literaturhaus Salzburg), für den Vorstand
Katrin Eckert (Literaturhaus Basel), für den Vorstand
Bettina Fischer (Literaturhaus Köln)
Florian Höllerer (Literarisches Colloquium Berlin)
Ursula Steffens (Geschäftsführung Netzwerk der Literaturhäuser, Hamburg)