Preis der Literaturhäuser 2010

Thomas Kapielski

Der Schriftsteller Thomas Kapielski, 1951 in Berlin-Charlottenburg geboren, erhält den diesjährigen Preis der Literaturhäuser. Das gaben die Programmleiterinnen und Programmleiter der Literaturhäuser Berlin, Frankfurt, Graz, Hamburg, Köln, Leipzig, München, Rostock, Salzburg, Stuttgart und Zürich bekannt.

Die Programmleiterinnen und Programmleiter der Literaturhäuser ehren Thomas Kapielski als einen Schriftsteller, der in seinen Texten auf unverwechselbare Weise über die Welt nachdenkt und dieses Nachdenken zum Gegenstand seiner Bühnenauftritte macht.

Der „arme Mann von Charlottenburg“, wie sich Kapielski selbst einmal nannte, zählt zu den künstlerischen Mehrfachbegabungen. Abgesehen von seinem Wirken als Nasenflötist, arbeitet er als bildender Künstler und hatte von 1998 bis 2004 eine Professur an der Braunschweiger Hochschule für Bildende Künste inne. Dass ihn diese Einrichtung 2006 für tot erklärte, beeindruckte Kapielski wenig und hielt ihn nicht davon ab, sein literarisches Werk fortzuschreiben. Diese – mit Lichtenbergs Sudelbüchern verglichenen – Arbeiten nehmen sich alle Freiheiten, das sinnliche Gewirr der Gegenwart zu ertasten. Unerschrocken legt Kapielski einleuchtende „Gottesbeweise“ vor, dringt in den bundesdeutschen „Mischwald“ ein und begibt sich auf „Ortskunde“ in abseitige Landgemeinden wie Röllinghausen oder Kakerbeck. Geprägt von großem Beobachtungs- und Meinungsreichtum, mischen Kapielski Notate unterschiedlichste Text- und Bildformen und betrachten die Welt mit dem nötigem Ernst und der unverzichtbaren Komik. Ganz nebenbei gelingen Thomas Kapielski dabei Sentenzen wie „Ein Tag ohne Bier ist wie ein Tag ohne Wein“ – Sentenzen, die alle Chancen haben, in den Zitatenschatz des deutschen Bundesbürgers einzugehen.

Bei seinen Lesungen versteht es der engagierte Biertrinker Kapielski, die Offenheit seiner Texte in der Art seines Vortrags transparent zu machen. Letzte Gewissheiten gibt es nicht, und wo sich alle Welt der „Comedy“ hingibt, zeigt Kapielski, wie wichtig es ist, die Gedanken springen zu lassen, ehe man sie formuliert, und wie man nach Helmut Schön und Helmut Schmidt eine Schirmmütze auf elegante Weise trägt.