Jurybegründung
Sibylle Lewitscharoff ist eine große Autorin – scharfsinnig, kunstvoll, berauschend. Mit »36 Gerechte« (1994), »Pong« (1998), »Der höfliche Harald« (1999), »Montgomery« (2003) und »Consummatus« (2006) hat sie fünf Bücher geschrieben, die, so verschieden sie sind, ein unverwechselbares, eigenwilliges Gesamtwerk bilden. Sibylle Lewitscharoff ist eine Autorin, der man gerne zuhört. Das gilt, wenn sie liest und ihr Schwäbisch den schneeumwirbelten Chimären des Ralph Zimmermann leiht oder den Geisteserschütterungen des römischen Filmproduzenten aus Degerloch Montgomery Cassini-Stahl. Das gilt ebenso, wenn sie über Literatur spricht, über die eigene wie über fremde – in Gesprächen mit Schriftsteller kollegen, in Ausstellungseröffnungen, in Vorträgen und Diskussionen über Robert Walser, Arno Schmidt, Christian Friedrich Daniel Schubart, über Religion, Fußball, Geschichte oder Politik. Immer schlagen Sibylle Lewitscharoffs Auftritte das Publikum durch eine pointierte Liebe zum Detail und einen Hauch Anarchie in den Bann.